Dass Raymond Queneaus ‹Zazie in der Metro› zu einem der beliebtesten französischen Romane des 20. Jahrhunderts wurde, grenzt an ein Wunder, denn er missachtet einige gängige Rechtschreibungs- und Grammatikregeln. Queneau widersetzt sich dem zentralen Autoren-Gebot, dass man stets so schreiben soll, dass man von den Leserinnen und Lesern verstanden wird, und erfindet eine Kunstsprache, die mitunter recht verwirrend sein kann. Sie ist stark fehlerhaft, enthält viele Wortschöpfungen und betont den Herkunftsakzent der Protagonistinnen und Protagonisten. Die Figuren sprechen ‹wie ihnen der Mund gewachsen ist›. So heißt es beispielsweise nicht ‹Ich erkläre es dir›, sondern ‹Cherkläsdir› und ‹Wasdegradgesachthast› meint ‹Was Du grade gesagt hast.› Ganze Sätze werden zu Einwortbrocken gemacht. Das konventionelle Französisch, die europäische Literatursprache schlechthin, wird nicht nur frech, sondern anarchistisch wie Zazie selbst. Das ist nicht nur witzig, sondern beschert dem Roman auch einen ganz eigenen Sound, der unverwechselbar und einzigartig ist. Das Buch erzählt von dem aus der Provinz kommenden Mädchen Zazie, die einen Tag in Paris verbringen darf und deren größter Wunsch es ist, einmal mit der Metro zu fahren. Diese wird allerdings ausgerechnet an diesem Tag bestreikt. Wie Zazie es dennoch dorthin schafft und wie sie mit ihrer unablässigen Energie die Verhältnisse zum Tanzen bringt, das ist ein großer literarischer Spaß, der im letzten Jahr kongenial von Frank Heibert neu übersetzt wurde und aus dem Jasmin Tabatabai und Florian Lukas für uns lesen werden.
‹There is no such thing as a wrong note.› (Art Tatum) Für den Bandleader und renommierten Saxophonisten Peter Weniger spielen das Geschehen Lassen von musikalischen Ereignissen, das Zulassen und der Umgang mit ‹Fehlern› eine herausragende Rolle. Zusammen mit seiner Band Peter Weniger’s Point Of Departure trifft er auf Zazies turbulentes Abenteuer und begegnet in seinem Spiel den Sprachschöpfungen Queneaus mit musikalischer Improvisation. Dabei bricht er wie der französische Autor spielerisch herkömmliche Formen auf und gestaltet sie neu. ‹Do not fear mistakes – there are none.› Von diesen Worten des legendären Miles Davis lassen sich die Musiker bei ihren Improvisationen inspirieren. Gerade im ersten Teil steht dabei die spätere Musiksprache von Davis im Zentrum. Der vielfach preisgekrönte Trompeter Joo Kraus, der seit mehreren Jahrzehnten in der internationalen Jazzszene unterwegs ist, wird als Gast bei dieser Begegnung zwischen Raymond Queneau und Jazz, Komposition und Improvisation, Form und Fehler dabei sein. Frei nach Louis Armstrong: ‹What we play is life.›