Als ehemaliges Rittergut und Herrenhaus blickt das Gut Obernfelde auf eine bewegte Geschichte zurück. Und mit dem frisch zum Veranstaltungsraum umgebauten Kuhstall auch in eine farbenfrohe Zukunft – doch bleibt der Hof mit seinen eindrucksvollen Linden und dem gepflegten Park am Nordhang des Wiehengebirges ein Ort, der auch zur Reflektion einlädt. Zum Beispiel über den eigenen Platz in der Gegenwart. Den suchen auch Hempel und Friederike, die Hauptfiguren aus Anne Köhlers Roman ‹Nicht aus der Welt›. Beide stehen eigentlich fest im Dasein und hegen doch den rätselhaften Wunsch, aus ihrem Leben zu verschwinden. Sie begegnen einander in einem speziellen Hotel, das keine Touristen beherbergt, sondern Menschen, die den Halt verloren haben.
Hier hätten sie auch auf Erich Kästners ‹Fabian›, treffen können: Der Protagonist aus der berühmten ‹Geschichte eines Moralisten› hadert schließlich auf einmalig zartfühlende Art mit der Verkommenheit seiner Umgebung. Als einer, der auf den ‹Sieg der Anständigkeit› wartet, irrt er durch das Berliner Nachtleben der Weimarer Republik. Mit Boris Aljinovic leiht ihm ein Spezialist für melancholische
Zwischentöne die Stimme und holt den Text mit wehmütiger Ironie in die Gegenwart.
Brücken schlägt ebenfalls das Arcis Saxophon Quartett. Mit Arrangements von Bach bis Gershwin bringt das Ensemble altbekannte Themen auf neue Weise zu Gehör. Die klanglich erlesene Gruppierung ist bekannt dafür, originelle Vermittlungswege zu suchen, und veranstaltete schon Konzerte auf Fahrrädern
und Anhängern. Auf Gut Obernfelde verbindet das Quartett musikalisch die Überlegungen der beiden Prosa-Stücke und versetzt sie in Schwingung.