Im Jahr 1918 wurde aus roten Backsteinen der Alte Güterbahnhof in Herford erbaut, der sich über ein großes Areal inmitten der Stadt erstreckt. Heute stillgelegt, sind seine drei Verladehallen ein lebendiges Denkmal der ostwestfälischen Industriegeschichte. Hier wollen wir uns mit dem Ankommen und Abfahren beschäftigen und haben die Schauspielerin Ulrike Folkerts gebeten, die Erzählung ‹Japan erreichen› der kanadischen Literaturnobelpreisträgerin Alice Munro zu lesen. Sie wurde im Jahr 2012 veröffentlicht und spielt zum Großteil auf einer Zugreise, bei der die Eisenbahn zum Symbol des ständigen Unterwegsseins im Leben wird. Nach Japan reist auch Elbtonal Percussion, die Schlagwerker lassen sich von der Kirschblüte und der Welle inspirieren und bringen den Konzertraum durch physikalische Schallwellen mit unterschiedlichsten Amplituden zum Schwingen. Die Reise, auf die sich das Quartett mit Werken aus verschiedensten Ländern, aber auch mit eigenen Kompositionen und Arrangements bekannter Werke begibt, beginnt in Afrika. Dieser Kontinent inspiriert die Musiker mit seinen repetitiven und tranceartigen, traditionellen Rhythmen und mit Instrumenten wie dem Balafon oder dem Marimbaphon. Wenn ihr Weg dann weiter nach Serbien führt, hören wir in Nebojša Jovan Živkovics ‹Trio per uno› drei Spieler, die an einer klassischen Orchestertrommel mit ihren Stimmen zu einem gemeinsamen Puls verschmelzen. Zwischendurch verlässt Elbtonal Percussion reale Welten, begibt sich in Tagträume und schafft den Raum für eine traumwandlerische Reise zurück zu den eigenen Gedanken und Gefühlen.
Die aus Bad Salzuflen kommende Singer-Songwriterin Bernadette La Hengst wird im Alten Güterbahnhof die ‹Rede an die Musik› halten. La Hengst beschreibt sich selbst als unterwegs zwischen Privat und Politisch, zwischen Lovesong und Agitprop, Rebellion und Selbstermächtigung, zwischen Theatermusik und Klimakampagnen, Riot Girl und Schweißkönigin, bedingungsloser Chorleiterin und Rampensau, unterwegs zwischen Ostwestfalen und Hamburg, dem Dorf und der großen, weiten Welt. Musikalisch verbindet sie auf einzigartige Weise die Elemente Elektro, Disko und Popmusik. So auch in ihrem 2019 veröffentlichten, sechsten Soloalbum ‹Wir sind die Vielen›, dessen Titel sich auf die Initiative ‹Die Vielen› beruft, die sich für mehr Bürgerengagement gegen Nationalismus und für die Kunstfreiheit einsetzt und von La Hengst mitgegründet wurde. Ihre ‹Rede an die Musik› wird Bernadette La Hengst sprechend und singend vortragen, begleitet wird sie von Claudia Wiedemer und Nick Nuttall.