Glas und Beton sind wie kaum ein anderes Material mit großen Architekturvisionen verbunden. In der Ausstellung ‹Glas und Beton – Manifestationen des Unmöglichen› beschäftigt sich das Marta Herford mit der gemeinsamen Geschichte der beiden Bausto. e, erkundet den Weg der Materialien und testet ihre Grenzen aus. (Die Eintrittskarte berechtigt zum Besuch der Ausstellung.) Für ‹Wege durch das Land› ist dies ein passender Anlass, hier die alljährliche ‹Rede an die Architektur› stattfi nden zu lassen, die der Schweizer Andreas Bründler vom Büro Buchner Bründler Architekten halten wird. Das Ziel von Buchner Bründler Architekten ist es, die Seele der Architektur zu spüren: zurückhaltend und verführerisch, schlicht und sinnlich, einfach und archaisch. Dabei geht es um Heimat und Gestaltung, Materialtreue und einen neuen Minimalismus. Der Zusammenhalt des Werkes liegt in der Methode: Dazu gehören eine konzeptuelle Arbeit am Raumprogramm genauso wie die stark artikulierte Handwerklichkeit und ein bewusster Einsatz von Materialität. Die Suche nach Ehrlichkeit beim Material führt oft zur Verwendung von archaisch anmutendem, rohem Beton, der mittels seiner atmosphärischen Dichte und Intensität Geborgenheit schaffen kann. Mit Gebäuden wie dem Schweizer Pavillon für die Weltausstellung Expo 2010 in Shanghai oder dem Volta Zentrum in Basel haben Buchner Bründler Architekten internationales Renommee erlangt und sind nun selbst zu Vorbildern einer modernen Architektursprache geworden.
Der Architekt Howard Roark steht im Mittelpunkt des Romans ‹Der ewige Quell› der US-amerikanischen Bestsellerautorin Ayn Rand, die zu den meistgelesenen, politischen Autorinnen des 20. Jahrhunderts gehört. In ihrem Roman aus dem Jahr 1943 geht es auch um die Frage, ob gelungene Architektur die Menschen, die in ihr leben und arbeiten, zu besseren Menschen machen kann. Roark steht für eine neue Architektengeneration, die sich nicht mehr auf die Tradition beruft, sondern nur noch für die Gegenwart bauen möchte. Als der Student deshalb von der Universität geworfen wird, kommt es zu einer berühmt gewordenen Diskussion mit seinem Rektor über Tradition und Avantgarde in der Architektur. Die Schauspielerin Gudrun Landgrebe wird im Marta daraus lesen.
Der Vibraphonist Lucas Dorado und der Saxophonist Julius Gawlik, die sich während ihres Studiums am Jazz-Institut Berlin kennenlernten, lassen sich u. a. von Thelonious Monk und dessen Stück ‹Ugly Beauty› inspirieren. In seinen Kompositionen reflektiert Gawlik den Fehler als Stilmittel. Für ihn stehen grade im Jazz der individuelle Ausdruck und die musikalische Darstellung der eigenen Persönlichkeit mit allen seinen Facetten über technischer Perfektion und lupenreiner Ausführung. Die Fehlbarkeit des Menschen wird in Kompositionen und Improvisationen verarbeitet, die somit nicht immer schön und perfekt sein können, aber durch die Ehrlichkeit des Fehlbaren gerade das ausstrahlen, was diese Musik den Zuhörerinnen und Zuhörern so nahebringt. Dabei werden durch versehentliche ‹Verspieler› neue musikalische Wege erschlossen, die die Musik immer in Bewegung halten. Im zweiten Teil des Abends wird Lucas Dorado kompositorisch Bezug auf den Kontrast zwischen Glas und Beton nehmen und sich mit den gegensätzlichen Stilmitteln im Jazz beschäftigen. Das Gawlik/Dorado Duo wird in den verschiedenen Ausstellungsräumen spielen und dabei ihre Größe und Höhe und ihre beeindruckende Wandlungsfähigkeit akustisch ausloten. Die ‹Rede an die Architektur› wird kuratiert von der Stiftung Dr. Dagmar Nowitzki für Kunst und Kultur und den Architekturbüros Brüchner-Hüttemann Pasch sowie Wannenmacher + Möller.