Das Stammlager 326 Senne, kurz Stalag 326, war von 1941 bis 1945 ein deutsches Kriegsgefangenenlager in der Senne bei Stukenbrock, in dem vor allem sowjetische Soldaten inhaftiert waren. Heute ist es eine Gedenkstätte und ein Museum. Aufgrund der schlechten Lebensbedingungen starben damals deutschlandweit mehr als drei Millionen Gefangene in solchen Lagern. Im Stalag 326 wurden sie zur Zwangsarbeit genötigt und mussten zunächst in selbstgegrabenen Erdhöhlen hausen, um sich vor Hitze und Kälte zu schützen. Die hygienischen Zustände waren verheerend. Gesicherte Zahlen gibt es nicht, aber man geht von ca. 50.000 während der Haft verstorbenen Personen aus. Im ehemaligen Arrestgebäude befindet sich eine Dauerausstellung, die Zeugnis vom Alltag im Lager und dem Schicksal seiner Insassen gibt. (Vor den Veranstaltungen gibt es die Gelegenheit, an einer Führung durch die Ausstellung teilzunehmen.) In einer Lesung des luxemburgischen Schauspielers André Jung aus Briefen und Zeugnissen der Insassen des Stalag 326 wollen wir an diese Schreckenszeit erinnern und der Opfer gedenken. Die Autorin Natascha Wodin kam 1945 als Kind sowjetischer Zwangsarbeiter in Deutschland zur Welt. Seit den 1980er Jahren ist sie freie Autorin und beschäftigt sich in ihrem Werk immer wieder mit dem Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener in Deutschland. Ihr Buch ‹Sie kam aus Mariupol› erzählt von einer jungen Frau, die von den Nazis aus der ukrainischen Hafenstadt Mariupol nach Deutschland verschleppt wird und die Zwangsarbeit zwar überlebt, aber in den Nachkriegsjahren daran zerbricht und sich das Leben nimmt. Diese junge Frau ist die Mutter der Autorin. Über ‹Sie kam aus Mariupol›, dem u. a. der Preis der Leipziger Buchmesse zugesprochen wurde, sagt der Deutschlandfunk, es verankere ‹die Geschichte der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit›. Ihren Roman, der ein Aufschrei gegen das Vergessen der ausländischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter in deutschen Lagern ist, wird die Autorin im Stalag 326 vorstellen. Der turkmenische Komponist Nury Halmammet widmete sein Streichquartett aus dem Jahr 1976 den Müttern und Kindern, die in deutschen Konzentrationslagern litten.
Das renommierte Atrium Quartett, das sich vor über zwanzig Jahren in Sankt Petersburg gründete und sich intensiv mit russischer und sowjetischer Musik beschäftigt, wird nach Halmammets Werk Dmitri Schostakowitschs berühmtes 8. Streichquartett spielen. Dieses schrieb der Komponist 1960 innerhalb von nur drei Tagen in der Nähe von Dresden unter dem Eindruck der Zerstörung der Stadt und der Vernichtung unzähliger Menschen. Sein Werk ist eine überzeitliche Anklage gegen Unrecht, Schreckensherrschaft und die rücksichtslose Negierung des Individuums und wurde ‹den Opfern des Faschismus und des Krieges› gewidmet. ‹Ich trauere um alle Gequälten, Gepeinigten, Erschossenen, Verhungerten›, schreib Schostakowitsch in seinen Memoiren.