Der Autor Ferdinand Schmalz gehört zu den meistgespielten Dramatikern der Gegenwart. 2017 gewann er mit ‹Mein Lieblingstier heißt Winter› den Ingeborg-Bachmann-Preis. Diesen Kurztext hat er im letzten Jahr zu einem Roman verarbeitet, den er bei ‹Wege durch das Land› vorstellen wird. Im Zentrum des Werkes des 1985 in Graz geborenen Autors steht der Humor, der bei Schmalz immer ein Lachen aus Verzweiflung über die Schrecken der Welt ist. So dreht sich sein Romandebüt um eine verschwundene Leiche, auf deren Suche der Tiefkühlkost-LKW-Fahrer Franz Schlicht auf skurrile Vorstadtfiguren trifft. Aber nicht nur die Figuren, der ganze Plot ist skurril – wobei das Bizarre bei Schmalz kein reiner Selbstzweck bleibt und nicht allein dem Amüsement des Lesepublikums dient. Der Roman ist eine Art philosophische Groteske und spielt zum Teil in einem elitären ‹Selbstmörderclub›. Die Vermischung von morbidem und skurrilem Witz gekreuzt mit philosophischer Tiefe findet sich auch in dem ausufernden Roman von David Foster Wallace ‹Unendlicher Spaß›. Er gibt unserem Festival das diesjährige Jahresmotto und die Beschäftigung mit ihm wollen wir auf Gut Geissel, einem Stammsitz des Festivals, beginnen.
‹Infinite Jest ist für das einundzwanzigste Jahrhundert das, was Musils ‹Mann ohne Eigenschaften› für das vergangene Jahrhundert war›, schreibt die FAZ. ‹Unendlicher Spaß› – so nannte die Romanfigur James Incandenza seinen Film, der Menschen, die ihn anschauen, so verhext, dass sie sich nicht mehr von ihm lösen können und dabei verdursten und verhungern. Für Foster Wallace eine Parabel für den Spätkapitalismus, der die Bürgerinnen und Bürger durch Spaß und Konsum betäubt und kritikunfähig macht.
Während das Boulanger Trio den Abend mit Ludwig van Beethovens sogenanntem Gassenhauer-Trio und Arvo Pärts Mozart-Adagio musikalisch in Österreich beginnt, schlagen die Musikerinnen dann den Bogen nach Nordamerika und zum titelgebenden Roman, aus dem der Schauspieler Stephan Szász lesen wird. So erinnert die serielle Musik Philip Glass’ in ‹Head On› in seinem permanenten Kreisen um eine kurze Tonfolge, die sich unmerklich wie eine Metamorphose erweitert, an den Aufbau von ‹Unendlicher Spaß›. Beim Spielen wie Hören wird man durch den repetitiven Charakter in das Stück hineingesaugt – fast wie in einen tranceartigen Traum, der dann ganz unvermittelt einfach aufhört. Auch der 1. Satz von Charles Ives’ Trio, in dem der Komponist seine Studienzeit in Yale beschreibt, erinnert in seinem Aufbau an die sich überlappenden Handlungen des Romans. Der Komponist stellt drei völlig unabhängige Themen zuerst im Duo vor und lässt sie dann einfach gleichzeitig spielen. Der 2. Satz des Trios trägt den Titel ‹TSIAJ – This Scherzo is a joke›.