Die Zionskirche Bethel ist ein Wahrzeichen der von Bodelschwinghschen Stiftungen. Diese 1867 gegründete Stiftung ist eine diakonische Einrichtung, in der Menschen mit Behinderung, psychischen Beeinträchtigungen, Epilepsie, kranke und pflegebedürftige Personen und Jugendliche mit sozialen Problemen betreut werden. Mit über neunzehntausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist sie nicht nur der größte Arbeitgeber Bielefelds, sondern auch das größte Sozialunternehmen Europas. Wir haben Menschen mit und ohne Behinderung, Mitarbeitende sowie Klientinnen und Klienten eingeladen, sich in einem Workshop mit den Methoden des kreativen und intuitiven Schreibens literarisch zu äußern. Die Regisseurin und Dozentin Crescentia Dünßer hat diesen Workshop geleitet, den sie als eine ‹spielerische Annäherung mit dem Stift an die Angst vor der Freiheit und die Freiheit von Angst› beschreibt. ‹Woher wir kommen oder was immer unser Kontext sein mag, durch das gemeinsame Schreiben werden Ähnlichkeiten von Erfahrungen und Geschichten spürbar. Eine sehr verbindende Erfahrung.› Im März dieses Jahres, noch mitten im Lockdown, konnte unter hohen Sicherheitsvorkehrungen der Workshop live stattfinden. Sowohl das Festivalteam wie auch die Teilnehmenden konnten es eigentlich erst glauben, als sie dann tatsächlich gemeinsam in einem Raum saßen und der kreative Prozess beginnen konnte. Ihre Arbeiten werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen einer Urlesung in der Zionskirche lesen.
Das Lesen und das Schreiben stehen auch im Zentrum von Italo Calvinos Roman ‹Wenn ein Reisender in einer Winternacht›, aus dem Luise Wolfram lesen wird. Ein Reisender kauft in einer Buchhandlung das neue Buch von Italo Calvino und merkt beim Lesen, dass es sich an seiner spannendsten Stelle wiederholt. Die Buchbinderei hat versehentlich Druckbögen eines anderen Romans mit hineingebunden. Also kauft der Reisende dieses neue Buch und kommt in eine neue Geschichte mit einem ganz neuen Ton. Insgesamt zehn Romananfänge hat Calvinos Roman. Jeder ist eine Hommage an eine literarische Strömung des 20. Jahrhunderts. So ist der Roman ein Querschnitt durch die moderne Literatur. Aber auch ein Gespräch des Autors mit seinen Leserinnen und Lesern und fesselnde Literatur, weil Calvino immer wieder die Frage stellt, wie man zu seinen Leserinnen und Lesern spricht.
‹So eine mitreißende Angelegenheit kann Quartettspiel sein›, schreibt die Zeitschrift Concerti über das Klenke Quartett, das in diesem Jahr Jubiläum feiert. In unveränderter Besetzung bereichert das Quartett seit 30 Jahren als einer der profiliertesten europäischen Formationen das internationale Konzertleben. Tiefgründigkeit, Gesanglichkeit, intimes Musizieren sowie einer Klangintensität bis in den leisesten Ton zeichnen das preisgekrönte Klenke Quartett aus. In der Zionskirche werden die Musikerinnen neben Werken von Ludwig van Beethoven und Joseph Haydn auch das Streichquartett in g-moll von Germaine Tailleferre aus dem Jahr 1919 spielen. Die französische Komponistin gehörte als einzige Frau zu der ‹Groupe des Six›, einer Komponistinnen- und Komponistenvereinigung, die unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg in Paris entstand und die ihr Schaffen als Gegenentwurf zur Spätromantik und als Abkehr von Claude Debussys Impressionismus sah.