Wegen der großen Nachfrage im Juni werden wir unsere Familienveranstaltung nochmals auf Schloss Wendlinghausen, einem Stammsitz von ‹Wege durch das Land›, wiederholen. Denn auch hier kann man sich zu den Schafen auf den Weiden und zu den Rehen im Wald ganz mühelos ein Ferkel, ein Kaninchen, einen Esel, eine Eule, eine Kängurumutter mit Kind und einen Bären von sehr geringem Verstand vorstellen.
A(lan) A(lexander) Milne, 1882 in London geboren, war Journalist und Theaterautor, bevor er als Erfinder von ‹Pu der Bär› Weltruhm erlangte. Die Geschichten um den hedonistischen Bären hatte Milne seinem Sohn Christopher abgelauscht, der seinen Stofftieren im Spiel unverwechselbare Persönlichkeiten einhauchte. Pu, dieser Anti-Held mit der langen Leitung, halt jede Menge praktischer Lebensweisheiten und tiefe Einsichten in die menschliche Natur parat, wie zum Beispiel: ‹Niemand kann mit einem Ballon unaufgeheitert bleiben›. Der deutsche Sprachraum kann sich glücklich schätzen, dass die Pu-Geschichten in Harry Rowohlt einen kongenialen Übersetzer gefunden haben, der Milnes Sprache in seiner Neuschöpfung funkeln lasst. Diese scheinbar holprigen Dichtungen des Bären, sein ‹Gesumm›, haben teilweise dadaistische Qualitäten und dienen in diesem Programm als Inspiration für Kompositionen und Improvisationen mit Gesang und wechselndem Instrumentarium. Milnes Geschichten von Pu und seinen Freunden folgen einer kindlichen Logik, die sich erwachsenen (Vor-)Leserinnen und Lesern oft nicht unmittelbar erschließt.
In der Schlossscheune, auf den Wiesen und im angrenzenden Wald werden Bo Wiget und Lutz Rademacher in ihrem literarisch-musikalischen Programm von den Abenteuern dieses besonderen Bären und der anderen Tiere des Hundertsechzig-Morgen-Waldes erzählen. Lutz Rademacher hat zwei Kinder, ist Dirigent und großer Fan von I-Ah. Pu hat er zwar erst als Erwachsener kennengelernt, ist ihm heute aber um so mehr verfallen. Bo Wiget spielt Cello, komponiert und singt gerne dadaistische Lieder. Und er trägt einen Namen, der genauso kurz ist wie der des Bären mit sehr geringem Verstand, dessen Abenteuer samt Freundinnen und Freunden ihn seit seiner Kindheit treu begleiten.
Die Künstler:innen
Lutz Rademacher / Biografie
Der Generalmusikdirektor des Landestheaters Detmold Lutz Rademacher studierte an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg bei Prof. Klauspeter Seibel. Sein Studium erweiterte er mit Kursen des Dirigentenforums des Deutschen Musikrates an der Accademia Chigiana in Siena. Er war von 2003 bis 2007 Assistent des Chefdirigenten am Theater Basel und von 2007 bis 2009 erster Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor am Theater Freiburg. Gemeinsam mit Sebastian Nübling erschuf Lutz Rademacher das Projekt ‹Judith›, mit dem er u. a. 2009 bei den Salzburger Festspielen und 2010 an der Staatsoper Stuttgart debütierte. Es folgten Gastdirigate unter anderem an der Komischen Oper Berlin, dem deutschen Symphonie- Orchester Berlin, der Neuen Philharmonie Westfalen oder der Vlaamse Opera Antwerpen, sowie Kooperationen mit u. a. Frank Hilbrich, Calixto Bieito und Claus Guth. Seit 2013 arbeitet Rademacher als Generalmusikdirektor am Landestheater Detmold, zuletzt an Produktionen wie George Benjamins ‹Written on Skin›, Wagners ‹Meistersinger› oder Verdis ‹Luisa Miller›. In der kommenden Saison wird Lutz Rademacher wieder freischaffend als Pianist und Dirigent arbeiten. Geplant ist die Uraufführung eines Musiktheaterwerkes von Gordon Kampe am Hamburg Institute for Advanced Study.
Bo Wiget / Biografie
Bo Wiget ist ein musikalischer Grenzgänger. Nach klassischer Celloausbildung begann er, sich ab 1989 für Rock, Jazz und insbesondere für improvisierte Musik zu interessieren und beschäftigte sich autodidaktisch mit Komposition. Gleichzeitig verstärkte sich auch sein Interesse für Bühnenkunst. Er komponierte zahlreiche Hörspielmusiken und erhielt Kompositions- und Bearbeitungsaufträge für verschiedene Ensembles, darunter für die Sing-Akademie zu Berlin, den Staats- und Domchor Berlin, das Duo Rossini und die Lautten Compagney. Als Theatermusiker arbeitete Wiget u. a. am Theater Neumarkt Zürich, am Schauspielhaus Zürich, am Theater Freiburg, am Nationaltheater Mannheim, an der Staatsoper Berlin und an der Volksbühne Berlin mit Künstler:innen wie Meg Stuart, Christoph Frick oder Stefan Kaegi zusammen. Als Cellist trat er mit klassischen Musikern sowie Jazz- und Rockmusikern auf und improvisierte mit ihnen. Konzerte und Festivalauftritte führten ihn darüber hinaus durch ganz Europa und nach Japan. 2018 erschienen das Album ‹Weltformat› sowie 2020 ‹Time Zones› auf CD. Wiget ist europaweit regelmäßig solistisch, mit Andreas Müller als Performance-Duo ‹Beide Messies›, mit dem bildenden Künstler und Gitarristen Luigi Archetti sowie als Duo mit der australischen Tänzerin Rosalind Crisp zu erleben.
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