Die Schweizer Autorin Simone Lappert hat für ‹Wege durch das Land› die diesjährige ‹Rede an die Sprache› geschrieben. Die 1985 geborene Lappert ist Präsidentin des Internationalen Lyrikfestivals Basel und war Kuratorin des Lyrikprojekts ‹Babelsprech.International›. Im letzten Jahr veröffentlichte sie ihren zweiten Roman ‹Der Sprung›, der u. a. für das Lieblingsbuch des Deutschschweizer Buchhandels und den Schweizer Buchpreis nominiert war. Lapperts literarischem Ton merkt man die Nähe der Autorin zum Gedicht an. Er ist präzise, melodiös und voller Überraschungen. Ihre ‹Rede an die Sprache› trägt den Titel ‹Worte finden, Worte suchen› und beschreibt die Mühen der Autorin beim Verfassen ihres neuen Romans mitten im Lockdown während die Welt still zu stehen scheint. Lappert beobachtet, wie die Künste ‹seit Beginn der Krise auf dem Altar der Wirtschaft geopfert› werden. Immer wieder legt sich das Leben ihrer Protagonistin Billie über ihr eigenes und sie merkt, wie sich Wortbedeutungen verschieben und die Sprache sich verändert. Die Corona-Pandemie ist für sie nicht nur eine ‹Orientierungskrise›, sondern auch eine ‹Wortfindungskrise›: ‹es lückt und lückt, überall, / wie von gezogenen zähnen / lückt die zeit in sich hinein›.
Die Musik des Abends kommt von dem Hamburger Liedermacher Niels Frevert, der seit zwanzig Jahren zu den einflussreichsten deutschen Songtextern gehört. Frevert war einst Sänger der Hamburger Band Nationalgalerie und ist seit 20 Jahren solo unterwegs. 2019 veröffentlichte er nach einer mehrjährigen Schaffenspause sein sechstes Studioalbum ‹Putzlicht›, das er in der eindrücklichen und stimmungsvollen Halle 1 des Alten Güterbahnhofs zusammen mit dem Pianisten Martin Hornung und dem Gitarristen Christoph Bernewitz vorstellen wird und über das die FAZ schreibt, es sei ein ‹Meisterwerk›. Auf ihm experimentiert Frevert mit sanften Beats, kräftigen Bläsermelodien, dem Einsatz von Streichinstrumenten und elektrischen Gitarren, so dass der Sound dunkel, aber warm wird, und gut zu der Atmosphäre der alten Bahnhofshalle passt. Melancholisch, aber hoffnungsfroh ist die Platte geworden, über die Frevert sagt: ‹Das Konzept für dieses Album, das war mir relativ schnell klar, ich möchte ein kraftvolles, ein strahlendes Album haben. Das kann nach Krise klingen, aber bitte nach Krise, die jemand hinter sich gelassen hat und nicht nach jemandem, der in der Krise steckt›.