Gleich am ersten Abend von ‹Friends in Residence› wird Carolin Widmann spielen. Sie war nicht nur schon mehrere Male bei ‹Wege durch das Land› zu Gast und hat das Publikum auf großen und kleinen Bühnen verzaubert, sondern hat 2019 auch unsere ‹Rede an die Musik› gehalten. Unserem Jahresmotto nähert sie sich mit Johann Sebastian Bachs ‹Partita in h-Moll› an. Die vier Sätze der Partita bestehen aus allemande-double und corrente-double, wirken also positiv / negativ, wie die zwei Seiten einer Medaille. Jörg Widmanns Etüden sind wie ein Spiel und Aberwitz. Seine 3. Etüde rast geradezu wie sinnlos oder benommen, als kriege man sich nicht mehr ein vor Lachen. Gleichzeitig wirkt sie aber auch bedrohlich, das Lachen könnte einem im Halse stecken bleiben. Mit Georg Philipp Telemann und George Benjamin webt Widmann auf ganz unterschiedliche Weise eine spielerische und tänzerische Farbe in ihr Konzert.
Die Autorin Alina Bronsky beherrscht, was in der deutschen Literatur keine Selbstverständlichkeit ist, sie kann leicht erzählen von schweren Themen und ist dabei zugleich tiefgründig und komisch. So auch in ihrem neuen Roman ‹Barbara stirbt nicht›, den sie auf Gut Holzhausen vorstellen wird. Das Buch erzählt von dem Rentner Walter Schmidt, der sein Leben lang von seiner Ehefrau Barbara umsorgt wurde. Als diese krank wird, muss er lernen, selber klarzukommen, die Wäsche zu falten und Kartoffeln zu kochen. Böse und warmherzig erzählt Bronsky von dem mürrischen, verwöhnten Herrn Schmidt, der zum Hausmann und liebenden Pfleger wird.
Eine böse Seite haben auch die Erzählungen der britischen Autorin Leonora Carrington. In dem Band ‹Das Haus der Angst› sind sie zusammengetragen und aus ihm werden wir auf Gut Holzhausen lesen. Carrington war nicht nur Autorin, sondern auch Bildende Künstlerin, die zu der Gruppe der Surrealistinnen und Surrealisten zählte. Surreal ist auch ihre Prosa, die durch den Kontrast von schrecklichen Ereignissen und einem heiteren Stil auffällt. Ihre Erzählungen wimmeln von sprechenden Tieren, lebenden Dingen und aberwitzigen Begebenheiten. Der Schauspieler Ulrich Noethen, der 2019 unser ‹Schauspieler in Residence› war, wird für uns aus Carringtons Erzählungen lesen. Er ist der einzige Künstler, der in den letzten sechs Jahren durchgehend auf unserem Festival aufgetreten ist – eine Saison ohne ihn ist für uns kaum denkbar.
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