Der Wiener Autor Elias Hirschl war österreichischer Meister im Poetry Slam bevor er 2016 seinen Roman ‹Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles, was sie mir mitgebracht haben, ist dieses lausige T-Shirt› veröffentlicht hat. Seitdem hat sich Hirschl als literarischer Spezialist des Grotesken, des Aberwitzigen einen Namen gemacht. Zuletzt mit seinem Buch ‹Salonfähig›, das das Ende der Ära Kurz vorausgesehen hat und das ein Abgesang auf die Generation der jungen, reichen, schönen und brandgefährlichen Opportunisten ist. Wir haben Hirschl gebeten, für uns einen Text zu unserem Jahresmotto zu verfassen, der den Arbeitstitel ‹Der Spaß am Ende› trägt und den er auf Gut Holzhausen in seiner Urlesung präsentieren wird. Er wird sich u. a. mit dem Tod und dem Antinatalismus beschäftigen, also der Idee, dass es grundsätzlich immer besser ist, nicht geboren anstatt geboren zu werden. Und er widmet sich der Frage nach dem ewigen Leben und ob das auf Dauer nicht vielleicht viel zu fad wird. In der Tradition des abgründigen, beißenden, österreichischen Humors steht auch der 1994 verstorbene Grazer Autor Werner Schwab. Mit seinen insgesamt 16 Dramen wollte er nichts Geringeres als eine eigene Sprache erfinden: Das ‹Schwabisch›. Hat man diesen schwab’schen Sound einmal im Kopf, kommt man nicht mehr von ihm los. Zu originell, zu komisch und zu rhythmisch sind die deftigen skurrilen Wortverbindungen, die die schöngeistige Literatursprache verhöhnen wollen. Die Schauspielerinnen Birgit Minichmayr, Meike Droste und Bibiana Beglau werden Szenen aus Schwabs 1990 uraufgeführtem Stück ‹Die Präsidentinnen› lesen, in dem Erna, Grete und Mariedl in einer kleinbürgerlichen Wohnküche schamlos ihren Weltfrust übereinander ‹auskübeln›. Zwischen Abort- Fantasien, Papst-Sendungen und Dackelliebe erspinnen sie sich ihre Wirklichkeit, bis Mariedl ihre Kolleginnen schließlich mit der Wahrheit des Daseins konfrontiert.
Musikalisch wird der Abend von dem Singer-Songwriter Jochen Distelmeyer gestaltet, der mit seiner Band zu uns kommen wird. Als Kopf der stilprägenden Rockband Blumfeld wurde er einer der wichtigsten deutschsprachigen Popmusiker seiner Generation, Mit-Erfinder des Diskurs-Pop, Aushängeschild der ‹Hamburger Schule› und Verfasser unserer ‹Rede an die Musik› 2018. Seine Mischung aus politischer Reflexion, punkiger Auflehnung und tiefen Gefühlen führt er seit 2009 in seinem Solo-Projekt weiter. Mit nach Gut Holzhausen bringt der in Brake bei Bielefeld aufgewachsene Sänger sein im Frühjahr 2022 erscheinendes, brandneues Album ‹Gefühlte Wahrheiten›.
Um 15 Uhr liest Dietich Hollinderbäumer und wird von Claus Boesser-Ferrari begleitet.
Abo-Karten für das gesamte ‹Friends in Residence›-Wochenende können aus technischen Gründen nur bei der Veranstaltung Nr. 22 gebucht werden. Gerne helfen wir Ihnen bei der Abo-Bestellung auch telefonisch weiter: 05231-3080210.