‹Wie kann ich je denn wieder glücklich sein, / wenn Ruhe zu genießen mir verwehrt, / der Druck des Tags nicht nachts gelöst wird, nein, / die Nacht den Tag, der Tag die Nacht beschwert, / und beide, wenn auch Feinde sozusagen, / die Hand sich reichen, mich zu quälen›, heißt es in Shakespeares 28. Sonett. Der große Dramatiker hatte eine besondere Beziehung zum Schlaf, zur Nacht und zur Schlaflosigkeit. Einerseits war der Schlaf für ihn der Ort, an dem sich der Mensch von sich selbst erholen kann, indem er träumt und ausruht. Andererseits birgt er Gefahren und steht metaphorisch für den Tod. ‹Wege durch das Land› wird gemeinsam mit William Shakespeare eine ganze Nacht durchmachen. Neben ausgewählten Szenen aus Shakespeares Stücken werden auch seine Sonette zu hören sein, ebenso wie viele andere Texte zum Thema, wie etwa Gedichte von Mascha Kaléko und Erich Kästner oder Kurzgeschichten von Dorothy Parker. Eva Meckbach und Dimitrij Schaad werden von zehn Uhr abends bis zum Sonnenaufgang immer wieder für uns lesen, während die Zuschauerinnen und Zuschauer in die Sternennacht hinaufschauen können. Nach Mitternacht wird der Autor Bernd Brunner, dessen Bücher stets an der Schnittstelle zwischen Kunst- und Wissenschaftsgeschichte stehen, ‹Das Buch der Nacht› vorstellen, in dem er unzählige Fakten, Geschichten und Mythen über die Nacht, den Schlaf und die Dunkelheit versammelt. Morpheus, der griechische Gott der Träume – Sohn des Hypnos, des Gottes des Schlafes – verkörpert die Vielschichtigkeit, die Mehrdeutigkeit, die Wandelbarkeit, wenn all unsere vermeintlichen Gewissheiten am Übergang vom Wachen zum Schlafen zwischen den Fingern des Verstandes zerrinnen. Und so ist es nur logisch, dass uns die Musikerinnen und Musiker von Morpheus auf unserer Reise durch die Nacht begleiten werden. ‹Oh, let me, forever, ever weep / my eyes no more / no more shall welcome sleep› heißt es in Henry Purcells ‹The Fairy Queen›. In seinem Programm ‹Hush!› widmet sich das Quartett der Musik Purcells jenseits der Genregrenzen – mal eng am Notentext, mal in atmosphärischen, ausschweifenden Improvisationen. Aus Bassposaune, Althorn und Altsaxophon entsteht ein so eigenwilliger wie homogener Klang, der mit vierstimmigem A-cappella-Gesang wechselt oder in eine ephemere Skizze übergeht, die mit Toypiano und Spieluhr in die Welt der Träume entführt und sich immer wieder auch eng mit den Lesungen verwebt.
Diese schlaflose Nacht werden wir bei gutem Wetter draußen, nah des alten Klosters Holthausen bei Büren verbringen. Das alte Zisterzienserkloster, das schon im 13. Jahrhundert zum ersten Mal erwähnt wurde und seit 200 Jahren ein landwirtschaftliches Gut ist, liegt in wunderbarer Ruhe nahe der Alme, zwischen Pferdekoppeln, üppigen Wäldern und Rapsfeldern. Sie endet mit einem Frühstück bei Sonnenaufgang.