‹Ein deutscher Witz ist nicht zum Lachen›, befand gnadenlos Mark Twain. Die deutsche Humorlosigkeit ist legendär und überall in der Welt bekannt. Aber stimmt das wirklich? 2023? Hier, bei ‹Wege durch das Land›, wo die Saison 2022 unter dem Motto ‹ Unendlicher Spaß › tausende von Menschen begeistert hat? An diesem ersten Abend des Abschlusswochenendes der Saison testen wir die Humorbegabung unseres Publikums
und die Humorfähigkeit der deutschsprachigen und internationalen Literatur.
Die große Schauspielerin Corinna Harfouch ist auf Gut Böckel zu Gast und zeigt ein Talent, mit dem man sie auf den ersten Blick nicht in Verbindung bringt: ihr komisches. Mit Präzision, Timing und Geist interpretiert Corinna Harfouch alte und neue Humor-Klassiker von Robert Gernhardt bis Sven Regener. Sie inszeniert die brachiale Komik ihrer zu Unrecht vergessenen sächsischen Lieblingslyrikerin Lene Voigt und die der Lesebühnenkünstlerin Kirsten Fuchs. Und auch die tief zwischen den Zeilen vergrabenen Pointen in den Texten von Lucia Berlin und Heiner Müller spürt sie auf.
Traudl Bünger präsentiert als Moderatorin eine Kulturgeschichte des Lachens, klärt das Publikum über die Fitness ihres Zwerchfells auf und findet Antworten auf Fragen wie diese: Was geschieht, wenn wir lachen? Kann man Humor lernen? Warum ist es beinah unmöglich, Loriot ins Englische zu übersetzen? Liegt Freud richtig, wenn er das Lachen über Zoten als Triebabfuhr des sexuell frustrierten
Mannes beschreibt? Und was können wir tun, um uns endlich von unserem Image als humorlose Kartoffel zu befreien? Übrigens: Mit durchschnittlich sechs Lach-Minuten täglich liegen wir in Deutschland zwar weit hinter Portugal (achtzehn Minuten), aber immerhin im ziemlich soliden Mittelfeld.
