Anna, Katharina und Nellie Thalbach lassen sie auferstehen, die Geister in den Werken von Edgar Allan Poe, Mary Shelley, Bram Stoker, Heinrich Heine, Ambroise Pierce, Kurt Tucholsky, André Maurois, Manly Wade Wellman, Guy de Maupassant und Knut Hamsun. Ersonnen von der vertrackten Fantasie ihrer Erfinder:innen wetteifern sie darin, uns Schauer über den Rücken zu jagen. Das Trio infernale des Thalbach-Clans – Mutter, Tochter, Enkelin – ist die ideale Konstellation, allen erdenklichen Geister- und Horrorgeschichten nachzuspüren: Unerschrocken, wagemutig und zuweilen komisch gehen sie über Leichen, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Frage ist nur: Sind es die Untoten, Monster und Zombies oder sind es vielmehr die Menschen selbst, die uns am trefflichsten in Angst und Schrecken versetzen, wie es z. B. Edgar Allen Poe in seinen schaurigen Geschichten tat?
Geister gibt es in einer großen Bandbreite. Oft sind es Dinge aus der Vergangenheit, die sich bemerkbar machen. Dinge, die noch nicht abgeschlossen sind, die wir lange mit uns herumtragen, ohne es zu wissen›, weiß Michael Wollny. In seinem Album ‹Ghosts› schweben die Geister in Form einer Hommage an den verehrten Joachim Kühn, einer Interpretation von Franz Schuberts ‹Erlkönig› oder in träumerischen Variationen irischer Folksongs. Einmal mehr beweist der ‹vollkommene Klaviermeister› (FAZ) virtuose Technik, überschäumende Fantasie, Sinnlichkeit und ästhetisches Gespür. Klangbilder von düsterer Schönheit und bedrohliche Klangkulissen kontrastieren und verweben sich mit den von den drei Thalbachs heraufbeschworene Gestalten und schicken uns hinab in die Tiefen, wo Faszination, Schauder und Grusel zuhause sind. Am Ende unserer Geisterbeschwörung bahnen wir uns den Weg durch den dämmerigen Kurpark von Bad Salzuflen, wo die Geister und Schatten warten …