Bücher können ein Leben ändern – die richtigen zumindest. ‹Wuthering Heights›, zu Deutsch ‹Sturmhöhe›, ist so ein Buch: Der Roman von Emily Brontë galt bei Veröffentlichung als gefährlich, der Autorin wurde mangelnde Weiblichkeit vorgeworfen. Aber als Mithu Sanyal ihn über 150 Jahre später las, stellte er ihre Welt auf den Kopf. Die Schriftstellerin, die mit ‹Identitti› eines der spektakulärsten Werke der Jetztzeit geschrieben hat, lässt sich immer wieder von den Worten ihrer englischen Kollegin begeistern und findet jedes Mal neue Perspektiven. In einem mitreißenden Essay ‹Über Emily Brontë› erzählt sie von dem Wunder, eigene Fremdheitserfahrungen und zukunftweisende Antworten auf Fragen der Gegenwart in diesem historischen Text zu finden.
‹Ein bisschen folkig, ein bisschen punkig: I make music›, sagt Matti Rouse über seine Arbeit. Sanyals Ehemann komponiert als Ein-Mann-Band für Film und Theater und eine Mittelalter-Gruppe. Immer öfter aber tun sich die beiden im Keller des gemeinsamen Wohnhauses auch künstlerisch zusammen und konzipieren speziell für diesen Abend ein musikalisches Programm, das unter anderem die Vertonung von Brontë-Gedichten beinhaltet. Eine Weltpremiere also von seltener Leidenschaftlichkeit, eine eheliche Kollaboration – und eine Wucht für die Klostermauern von Marienfeld, die den Rahmen für diese ganz besondere Zusammenkunft bieten. Tradition versteht man hier als lebendige Weitergabe geistlicher Kulturgüter, was mindestens an diesem Abend auch für weltliche gilt. Jasmin Tabatabai, die als Schauspielerin und Jazzsängerin gefragt ist, erweckt Passagen aus ‹Sturmhöhe› mit ihrer facettenreichen Stimme zum Leben.