Die Rossmühle in Hüllhorst ist Ausgangspunkt unserer diesjährigen Wanderung. Das 1797 erbaute, einzigartige Kulturdenkmal ist auch heute noch Zeugnis der harten Arbeit von Tier und Mensch. Hier nähern wir uns literarisch der Tierwelt. ‹Der Wanderfalke› von J. A. Baker feiert wie kaum ein anderes Werk die unerschöpfliche Vitalität der Natur. In dem als Tagebuch angelegten Bericht über ein Wanderfalkenpaar, beschreibt er mit Poesie und Präzision das Leben dieser faszinierenden Vögel. Er schildert von der einzigartigen und beglückenden Beziehung von Mensch zu einem Raubvogel und zur Natur. Unter Schwalbennestern, in der an die Mühle grenzende Tenne erwecken Moritz Führmann und Stephan Szász den Text Bakers zum Leben.
Danach machen wir uns auf den Weg. Entlang der Felder und Pferdekoppeln lauschen wir Auszügen aus Theodor Lessings ‹Meine Tiere›. Die humorvollen Tierportraits über Kaninchen, Schwalben oder Wespen werden durch die Wanderführer des Fremdenverkehrsvereins Hüllhorst ergänzt, die den Blick für die heimische Tierwelt schärfen. Der großartige Ekki Busch, Akkordeonist und musikalisches Multitalent begleitet uns dabei. Er versteht es wie kaum ein anderer, sich musikalisch in literarische Texte einzubringen. Vor der Kulisse des angrenzenden Waldes lauschen wir seinen Interpretationen über die Verbindung zwischen Individuum und Umwelt.
Schließlich versammeln wir uns in der historischen Rossmühle, wo Moritz Führmann Auszüge aus Fjodor Dostojewskis ‹Verbrechen und Strafe› lesen wird. Im ‹Traum des Raskolnikow› werden wir durch die Augen eines Kindes Zeuge der grausamen Tötung eines Nutzpferdes. Das Leid des Pferdes, das Verhältnis zwischen Mensch und ( Arbeits- )Tier wird zum symbolischen Ausdruck einer gewaltvollen Welt. Wir beschließen die Veranstaltung mit einer Lesung von ‹Brehms Tierleben›. Der abenteuerlustige Forscher verlieh Tieren in seinen Texten einen Charakter, beschrieb sie mit Sympathie oder Abneigung, keinesfalls jedoch gleichgültig. Ein Klassiker, der zu überraschenden Reflektionen über die Begegnung von Mensch und Tier einlädt.