Seit über 30 Jahren gilt die Rudolf-Oetker-Halle als musikalisches Zentrum Bielefelds. Ein perfekter Ort, um unserem Saisonmotto einen gebührenden Rahmen zu geben. ‹Das Heim ist fort, das Weh, es bleibt› – angelehnt an ein Gedicht von Mascha Kaléko widmen wir uns dem Thema Entwurzelung und Verlust von Heimat. Dabei sind es feine Fäden zwischen Texten, die Wurzeln einer Musik, die uns mit einer Geschichte verbinden. An diesem Abend steht ein Text im Mittelpunkt, der uns in eine Zeit katapultiert, die geprägt ist von Wandel: ‹Leb Wohl, Berlin› von Christopher Isherwood. Mit Präzision beschreibt Isherwood die letzten Tage der Weimarer Republik. In einer Zeit, in der die Nationalsozialisten nach Macht greifen, verschließen Isherwoods Figuren die Augen vor der drohenden Katastrophe und feiern sich selbst um den Verstand. Der Text war die Vorlage für das Musical ‹Cabaret›.
Wir reisen weiter in eine Zeit, in der die Menschen mit Wandlung und ungewisser Zukunft ringen und lassen zwei Stimmen zu Wort kommen, die sich literarisch in ihrer Haltung zur Welt, dem Verlust von Heimat und schließlich dem Exil beschäftigen: Mascha Kaléko und Oskar Maria Graf. Kalékos Werke sind prägnante Zeugnisse ihrer Zeit. Graf beschreibt in ‹Die Flucht ins Mittelmäßige› einen alternden Protagonisten, der sich am Ende seines Lebens zu einer Durchschnittlichkeit bekennt. Eine Erinnerung an die Jugend, an eine politische Vergangenheit, das Panorama einer Zeit, die vergangen ist, aber noch nachhallt. Sowohl Kaléko, als auch Graf haben versucht, sich in der Fremde heimisch zu fühlen, was ihnen unterschiedlich gut gelang. Fritzi Haberlandt und Hans Löw werden aus den Texten lesen.
Die Bielefelder Philharmoniker unter der Leitung von Alexander Kalajdzic begleiten diese Reise von den 1930ern bis 1950ern musikalisch. Komponisten wie Kurt Weill oder Astor Piazzolla haben ebenfalls mit Heimatlosigkeit und der Flucht ins Exil gekämpft und sich in ihren Werken künstlerisch damit auseinandergesetzt.