Das Schloss Wendlinghausen ist langjährige Spielstätte unseres Festivals. Eine Vielzahl verschiedenster Veranstaltungen fand hier eine Heimat. Ein Ort, zu dem man wieder zurückkehren kann, ein Ort und Menschen, denen man vertrauen kann – das ist keineswegs verständlich, wie Tove Ditlevsens Roman ‹Jugend› belegt. Im zweiten Teil ihrer Kopenhagen-Trilogie erzählt sie von Widerstand und Einsamkeit, von der Flucht aus einer Familie, die ihr zum Gefängnis wurde und der ihrem Wunsch nach einer schriftstellerischen Karriere nur mit Verachtung begegnete. Vor allem aber illustriert Ditlevsen die Hoffnung einer jungen Frau, die furchtlos ins Leben zieht, um ihren Träumen zu folgen, bestrebt sich selbst zu verwirklichen und von den Fesseln der familiären Bande zu lösen. Die Schauspielerin Franziska Hartmann, Gewinnerin des Deutschen Schauspielpreises 2024, liest aus dem Roman und trägt uns mitten hinein in die wilden Jahre der Emanzipation der dänischen Literaturikone.
Der Autor Daniel Schreiber ergründet in seinen Essays immer wieder Themen, die sowohl privat als auch gesellschaftlich allgemein sind – und das mit großem Gefühl, biografischen Anekdoten und philosophischen Betrachtungen. In seinen Werken erzählt er dabei – ähnlich wie Tove Ditlevsen – auch immer wieder von der Suche nach einem Platz, an dem man bleiben kann. Sei es auf der Suche nach einem ‹Zuhause› in Kindheit und Jugend, auf der Flucht in den Alkohol in ‹Nüchtern› oder bei der schmerzhaften Verarbeitung des Todes seines Vaters in ‹Die Zeit der Verluste›, gelingt es Schreiber große Begriffe empathisch und nahbar zu ergründen. Für uns liest er eine Auswahl seiner Texte.
Kein Instrument kann die beiden Themen des Abends – den Drang nach Aufmerksamkeit und Freiheit und der Notwendigkeit eines festen Halts – besser widerspiegeln als das Saxophon. Der herausragenden Musiker James Scannell und Jonas Müller werden den Abend begleiten und die beiden Texte musikalisch verbinden.
