PaderSprinter heißen die Paderborner Stadtbusse, die jährlich über 20 Millionen Fahrgäste befördern. In ihrem Depot wollen wir, umgeben von Bussen und von Oldtimern, vom Ankommen und Abfahren erzählen und vom Auto als Fortbewegungsmittel in die Freiheit. Eben davon berichtet auch der Autor Klaus Modick, für den das Auto die Sehnsucht nach Reisen und Selbstbestimmung symbolisiert. In seinem Roadtrip-Buch ‹Fahrtwind› schlägt sich ein junger Mann ohne Geld, mit leichtem Gepäck und einer Gitarre als Anhalter durch und kommt über Wien und die Toskana immer weiter Richtung Süden. Er genießt die Freiheit der Straße und trifft auf Aussteiger, Hippies, hoffnungslose Romantikerinnen und Romantiker und seine große Liebe.
Eine Liebesgeschichte der besonderen Art beschreibt auch Stephen King, der Meister der Horrorliteratur, indem er in seinem 1983 veröffentlichten Roman ‹Christine› von einer verhängnisvollen Dreiecksgeschichte erzählt: Arnie liebt seine Freundin Leigh und seinen 1958er Plymouth Fury Christine gleichermaßen. Beide erwidern seine Liebe, denn das Auto lebt – und es ist tödlich eifersüchtig. Bevor der Oldtimer zu einem blechernen Monster wird, schildert King Szenen zwischen Arnie und seinem Auto, die einer zärtlichen Liebesbeziehung gleichen und in denen Kings Kapitalismuskritik an der übersteigerten Liebe zu Dingen überdeutlich wird. Der Schauspieler Dietmar Bär, der mit einem eigenen Oldtimer zu uns reist, wird im Busdepot aus Kings Horror-Liebes-Roman lesen.
Für das vielfach preisgekrönte Orchester im Treppenhaus, das sich in den letzten Jahren zu einem der führenden Vertreter der innovativen Klassikszene entwickelt hat, passt die US-amerikanische Minimal Music besonders gut zum Motiv des Roadmovies und des Unterwegsseins. Denn beim Zuhören entsteht eine große Weite durch die sich kontinuierlich wiederholenden kleinen Elemente, die sich graduell verändern. Die Zeit scheint anders zu fließen, wenn man sich auf die Musik einlässt, und bald gibt der Kopf auf zu versuchen, sich an einzelnen Momenten festzuhalten. In John Adams ‹Shaker Loops› zieht die Musik an einem vorbei, als säße man im Auto und schaue auf die sich allmählich, aber fortwährend verändernde Landschaft. Das Stück entfaltet so eine unglaubliche Sogwirkung, den viel beschriebenen Flow! Während Mario Carros getriebener, fast manischer Gestus in ‹About Escher› an eine fixe Idee im Kopf erinnert, die sich fortspinnt und uns an ‹Christine› denken lässt, kehren wir mit ‹Mishima› von Philip Glass wieder zurück zum Flow. Er nimmt uns mit auf die nächste große Reise – im Kopf oder tatsächlich auf der Straße.