Aufbruch, Aufruhr, Sinnlichkeit und Ektase – das Duo Runge & Ammon entführt uns musikalisch in die Zeit der 1920er und 1930er Jahre. Enthusiasmus und Übermut, zugleich die Vorahnung der drohenden Katastrophe spiegeln sich in der Musik von u. a. Kurt Weill, George Gershwin sowie in den eigenen Arrangements des Duos wider, die sie für Tom Tykwers international beachteten TV-Serie Babylon Berlin konzipiert haben und an diesem Abend exklusiv auf die Bühne bringen. Auf dem Rittergut Hornoldendorf treffen die beiden Musiker auf die literarische Vorlage der Erfolgsserie: die Gereon-Rath-Kriminalromane.
Der Autor Volker Kutscher wird aus ‹Transatlantik› lesen, dem 9. Fall der Reihe. Charlotte Rath rückt in den Mittelpunkt der Handlung, Gereon ist auf der Flucht und schafft es, mit dem Zeppelin in die USA zu flüchten. Kutscher gelingt erneut, eine überzeugende Verbindung von Krimihandlung und historischen Hintergründen und präsentiert in diesem Roman gleich zwei Perspektiven auf Deutschland 1937: Charlottes, deren Alltag unmittelbar von den Umständen betroffen ist, die ihren Pflegesohn aus der Nervenheilanstalt retten und ihre spurlos verschwundene Freundin finden muss. Und die Gereons, der mit einer transatlantischen Perspektive auf die Geschehnisse blickt.
Wir verbinden diesen Text mit einer weiteren eindrucksvollen Schilderung Nazideutschlands. Irmgard Keuns Roman ‹Nach Mitternacht› beschreibt 48 Stunden im Leben der 19-jährigen Susanne Moder. Wir befinden uns im Jahr 1936, Massen strömen auf den Frankfurter Opernplatz und warten auf den Besuch Hitlers. Mittendrin und doch abseits ist Susanne. Sie wartet auf Franz, der kurz vor seiner Flucht steht. Und sie muss sich entscheiden – soll sie ihre Heimat verlassen, um mit ihm zu gehen? Aus der Perspektive der jungen Frau beschreibt Keun auf unvergleichliche Weise, humorvoll und mitreißend, den Alltag im nationalsozialistischen Deutschland mit all seinen Facetten und Widersprüchen. Julia Jentsch liest diesen Text, der einer der wichtigsten Exilromane ist.
