Bad Driburg liegt mitten im Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge. Eingebettet in grüne Wälder und sanfte Hügel befindet sich im Zentrum der Gräfliche Park. Hier spürt man die Heilkraft der Natur und kann der Hektik des Alltags entfliehen. Bei einem Spaziergang durch die Parklandschaft entdeckt man Hinweise auf berühmte Gäste Bad Driburgs: Friedrich Hölderlin, Susette Gontard, sowie Annette von Droste-Hülshoff haben ihre Spuren hinterlassen. Ein perfekter Ort also, einem besonderen Programm eine Bühne zu geben: ‹Landschaften› mit Texten von Roger Willemsen. Das Programm, von Willemsen kurz vor seinem Tod mit den Musikerinnen Franziska Hölscher und Marianna Shirinyan entwickelt, ergründet die besondere Beziehung zwischen Text, Musik und Ort. ‹Man kann eine Komposition nicht hören, ohne sie in eine Gefühlssituation zu übersetzen. Man kann auch eine Landschaft nicht betrachten, ohne dass sie einen Ausdruck vermittelte›, schreibt Willemsen.
Maria Schrader lässt seine Texte lebendig werden und gemeinsam mit ihr reisen wir durch Landschaften und Geschichten. Wir folgen Willemsens Gedanken, dringen als Beobachtende in den Alltag anderer Menschen ein, und ziehen weiter, zur nächsten Szene, zur nächsten Geschichte. Die Musik von Franziska Hölscher und Marianna Shirinyan ergänzt dabei auf empathische Weise die Texte und verlässt, wie die Literatur selbst, gewohnte Bahnen. Dabei entstehen musikalische Landschaftsassoziationen und erzeugen einen Bogen zu berühmten Komponisten, die sich ebenfalls von der Natur, von Bergen oder dem Meer, inspirieren ließen.
Die Uraufführung der ‹Landschaften› konnte Roger Willemsen noch miterleben, musste sich bald aufgrund seiner Krebserkrankung jedoch zurückziehen. Dieser Abend erinnert an einen talentierten Schriftsteller, der mit einfühlsamer Dringlichkeit kluge Zeilen über das Leben schrieb, dessen Programm die Zeit überdauert und die einzigartige Beziehung zwischen Musik, Literatur und Ort aufleben lässt.
Die Schauspielerin Maria Schrader studierte am Max Reinhardt Seminar in Wien und wandte sich nach ersten Theaterengagements dem Film zu. Sie arbeitete mit Regie-Größen wie Margarethe von Trotta, Max Färberböck, Doris Dörrie, Peter Greenaway und Agnieszka Holland und wurde mit dem Deutschen Filmpreis sowie dem Silbernen Bären der Berlinale ausgezeichnet. Als Regisseurin erhielt sie 2020 einen Emmy für die Serie ‹Unorthodox›, ihr Film ‹Vor der Morgenröte› war 2017 der österreichische Oscar-Beitrag. ‹Ich bin Dein Mensch› lief im Wettbewerb der Berlinale und wurde als Bester Film beim Deutschen Filmpreis 2021 ausgezeichnet. 2022 erschien ihr erster amerikanischer Film ‹She Said›, der die Recherche der beiden New York Times Journalistinnen portraitiert, die Harvey Weinstein zu Fall brachten. Seit ihrer Begegnung mit der Autorin Zeruya Shalev, deren ersten Roman ‹Liebesleben› sie im Jahr 2007 verfilmte, tritt Maria Schrader auch als Leserin auf, gemeinsam mit Roger Willemsen war sie in verschiedenen Veranstaltungen auf der lit. Cologne zu Gast.
Die Geigerin Franziska Hölscher ist eine der vielseitigsten Musikerinnen der jungen Generation. Sie war und ist als Solistin, Kammermusikerin und Festivalleiterin Gast in der Berliner Philharmonie und dem Konzerthaus Berlin, der Elbphilharmonie Hamburg, dem Festspielhaus Baden-Baden, dem Concertgebouw Amsterdam, dem Palais des Beaux-Arts Brüssel und im Rudolfinum Prag. Sie konzertiert bei der Schubertiade Schwarzenberg, den Bregenzer Festspielen, dem Schleswig-Holstein Musik Festival, der Bachwoche Ansbach, den Schwetzinger SWR Festspielen, dem Rheingau Musik Festival und beim Heidelberger Frühling. Von Beginn ihrer Karriere hatte das Zusammenspiel mit Kolleg:innen einen festen Platz in ihrem Repertoire. Seit ihrem Debüt mit Martha Argerich gehören Kit Armstrong, Martin Helmchen, Nils Mönkemeyer, Maximilian Hornung, Daniel Müller-Schott und Christoph Prégardien zu ihren Partner:innen. Mit dem Autor Roger Willemsen verband sie eine künstlerische Freundschaft. Mit ihm entwickelte sie das Bühnenprogramm ‹Landschaften‹, das sie zusammen mit der Schauspielerin Maria Schrader und der Pianistin Marianna Shirinyan eingespielt hat und seitdem in den Bestseller-Listen geführt wird. In ihren dramaturgisch durchdachten Konzertprogrammen verbindet Hölscher Werke des Barock und des klassisch-romantischen Repertoires mit Musik der Gegenwart, so auf ihrer vielfach ausgezeichneten CD ›SEQUENZA› (2019). 2018 spielte sie bei den Movimentos Festwochen die Uraufführung des Concertinos für Violine und Streicher von Wolfgang Rihm. In der aktuellen Saison 2023/24 wird Franziska Hölscher u. a. das Violinkonzert von Ondřej Adámek bei den Bregenzer Festspielen spielen, und mit Kit Armstrong und dem Ensemble Resonanz Armstrongs Doppelkonzert uraufführen. Eine weitere Uraufführung spielt sie gemeinsam mit Kit Armstrong und der Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller. Mit Vivaldis 4 Jahreszeiten ist sie unter der Leitung von Reinhard Goebel sowie einem Play-Lead-Projekt mit der Blockflötistin Dorothee Oberlinger auf Tournee. In Heidelberg geboren und ausgebildet von Ulf Hoelscher, Thomas Brandis, Nora Chastain und Reinhard Goebel, erhielt Franziska Hölscher bereits in jungen Jahren Preise bei bedeutenden internationalen Wettbewerben wie den 1. Preis beim internationalen Rundfunkwettbewerb Prag. Als Botschafterin des von Lars Vogt initiierten Projekts ‹Rhapsody in School› setzt sie sich für die Vermittlung von klassischer Musik in Schulen ein. Franziska Hölscher ist Künstlerische Leiterin der Kammermusikreihe ‹Klangbrücken› im Konzerthaus Berlin, die sie mit Severin von Eckardstein 2014 ins Leben gerufen hat. Gemeinsam mit Kit Armstrong hat sie 2021 die künstlerische Leitung der Musiktage Feldafing und des Musikfestivals ‹Fränkischer Sommer› übernommen.
Marianna Shirinyan gehört zu den gefragtesten Pianistinnen ihrer Generation weltweit. Die vielfach ausgezeichnete Künstlerin tritt regelmäßig bei internationalen Festivals wie dem Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Bergen Festspillene, dem Reykjavik Midsummer Festival oder dem Oxford Chamber Music Festival auf. Gleichzeitig absolvierte sie Solo-Auftritte mit renommierten Orchestern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Oslo/Helsinki/Copenhagen Philharmonic, dem Armenian Philharmonic Orchestra, Orchestre philharmonique de Nice oder dem Hiroshima Symphony Orchestra. Seit 2013 ist sie Steinway Artist. Von 2015 bis 2021 war sie Professorin an der Norwegian music academy in Oslo. Seit September 2021 ist Marianna Shirinyan Professorin an dem Königlichen Dänischen Musikkonservatorium in Kopenhagen. Sie kuratierte außerdem verschiedene Kammermusikfestivals in Skandinavien. Zur Zeit ist sie Co-künstlerische Leiterin des Festivals Valdres Sommersymfoni in Norwegen.